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Kampfkunst

Tai Chi hat seine Wurzeln in der Meditation und der Kampfkunst und ist einen radikal neuen Weg gegangen: die rohe Muskelkraft "Li" wurde durch den Einsatz der wesentlich effizienteren inneren Energie "Chi" ersetzt, was sich in den verschiedenen Formen des "Jing" ausdrückt. Tai Chi Kampfkünstler wie Yang Lu Chan und seine Söhne blieben trotz zahlreicher Herausforderungen ungeschlagen und wurden mit Beinamen wie "der Unbesiegbare" bedacht.

Heutzutage spielt die Anwendung im Kampf eine untergeordnete Rolle, auch weil es nur sehr wenige Meister gibt, die Tai Chi Chuan auf diesem Niveau beherrschen. Die kämpferischen Anwendungen sind aber ein wertvolles, einzigartiges Instrument, mit dem man die Korrektheit der Bewegungen und seinen eigenen Fortschritt überprüfen kann.

Kampfsport / Wettkampf

Tai Chi Chuan ist zusätzlich zu seinen gesundheitlichen und meditativen Vorzügen auch eine Selbstverteidigungsmethode, aber definitiv kein Kampfsport. Im Sport geht man bewusst in eine Konfrontationssituation, um zu gewinnen, das widerspricht der Geisteshaltung des Tai Chi Chuan radikal. In der Selbstverteidigung geht es um das Überleben bzw. das Unversehrt-Bleiben.

Dass es heutzutage Taijiquan als Wettkampfsport gibt, ist ein Hinweis darauf, wie weit es sich von seinen Wurzeln entfernt hat. Insbesonders die Praktik der Schiebenden Hände (Tui Shou  / Pushing Hands) als Wettkampf auszuüben widerspricht der Intention dieser Übung diametral.

Meditation

Tai Chi ist Meditation! Meditation in Bewegung und Bewegung in Meditation, wie Yang Cheng Fu es ausgedrückt hat. 

Es gibt ein chinesisches Sprichwort das besagt: "Chang San Feng hat die Meditation auf die Beine gesetzt." Gemeint ist einerseits, dass die Haltung des Öberkörpers exakt der der sitzenden Meditationshaltung entspricht, und außerdem dass Tai Chi die Vorzüge der taoistischen, energetischen, Meditation mit Bewegung und Selbstverteidigung verbindet.

Die taoistische Meditation betont den energetischen Aspekt, der meditative Zustand stellt sich um so leichter (eigentlich nur) ein, wenn ein gesunder Energiefluss vorhanden ist. Im Tai Chi Chuan wurde dieses Prinzip eins zu eins übernommen.

Chi Kung / Qigong

Chi Kung (qigong) ist ein Überbegriff für sehr viele sehr verschiedene Übungssysteme, manche davon mit viel Bewegung, andere wieder eher statisch. Übersetzt bedeutet der Begriff eigentlich nur Übung oder Pflege der Energie. Solche Übungssysteme gibt es schon seit mehreren tausend Jahren in China (was nicht bedeutet, dass die heute bekannten Praktiken schon so alt sind).

Tai Chi Chuan kann man auch als eine Art Chi Kung bezeichnen, allerdings ist es ein kompletteres Übungssystem, das zusätzlich dazu noch die Aspekte der Selbstverteidigung und der Meditation beinhaltet. In der Regel werden in den verschiedenen Tai Chi Chuan Traditionen ergänzend zum Tai Chi Training auch reine Chi Kung Übungen als Vorbereitung, zum Aufwärmen und für die Gesundheit praktiziert.

Yoga

Auch wenn es verschiedene Yoga-Richtungen gibt, wird darunter heutzutage vor allem das Hatha-Yoga in verschiedenen Ausformungen verstanden: Der Körper wird in – manchmal recht schwierige – Haltungen gebracht, die jeweils gesundheitliche Wirkungen haben oder in bestimmter Weise auf den Geist einwirken. 

Yoga-Übungen sind in der Regel nicht energetisch offen, die Wirkungsweise ist ja eine völlig andere. Die spezielle Bauchatmung wird benötigt, um auch in schwierigen Haltungen atmen zu können, in denen eine natürliche Atmung kaum möglich ist.

Ziel des Yoga ist es, den Körper gesundheitlich zu stärken, aber auch — auf einem höheren Niveau — Kontrolle über die Körperfunktionen zu erlangen, damit die körperlichen Bedürfnisse den höheren, mentalen Yoga-Praktiken nicht im Wege stehen.

Im Tai Chi und Qigong wird auch die Gesundheit gestärkt, aber mit einer anderen Methodik: es wird auch mit — niemals extremen – Körperhaltungen und vor allem Bewegungen gearbeitet. Im Qigong geht es um die Aktivierung der Energiemeridiane, im Tai Chi um einen starken und unbehinderten Energiefluss im Körper. Die Atmung spielt dabei eine wichtige Rolle. Um den Energiefluss nicht zu unterbrechen wird der Atem nie angehalten, die meisten Übungen sind nicht statisch und mit dem Atem synchronisiert.

Der unerwünschten Strom der Gedanken wird durch einen starken Energiefluss eingedämmt, nicht über Kontrolle des Körpers.